Mittwoch, 1. Juni 2016

"Here comes the sun" - Wie gesund oder gefährlich ist Sonnenlicht für uns ?

Wissenschaft & Forschung(15)

Eigentlich wollten Pelle Lindqvist und sein Team vom Karolinska-Institut in Huddinge (Schweden) mehr über das Melanomrisiko von Frauen durch Sonnenlicht in Südschweden herausfinden (MISS-Studie). Die Auswertung der Follow-up-Studie, die  bis zum Jahr 1992 29.518 Frauen nach ihren Lebensgewohnheiten befragte und 20 Jahre später deren Patientengeschichten auswertete brachte überraschende Ergebnisse. Eines davon: Sonnenlicht ist sehr gesund.
Die Studienteilnehmerinnen  zwischen 25 und und 64 Jahren wurden in drei Gruppen unterteilt. Diejenigen, die Sonnenlicht mieden, diejenigen, die sich moderat der Sonne aussetzten und diejenigen, die sich oft und gerne in die Sonne begaben. Viele zusätzliche Faktoren wie Körpergewicht (BMI), körperliche Aktivität, Nikotin, Alkohol, sozialer Status u.v.a.m. fanden Berücksichtigung.

Hierbei zeigte sich, dass Frauen, die sich oft und gerne der Sonne aussetzten, ein um fünfzig Prozent niedrigeres Sterblichkeitsrisiko insgesamt hatten, wobei insbesondere die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, der häufigsten Todesursache in der westlichen Welt, sank. Dagegen war die Angewohnheit Sonne zu meiden mit dem gleichen Sterblichkeitsrisiko behaftet wie Rauchen.

Bei insgesamt stark erniedrigter Sterblichkeit der Sonnenfreunde war das Gesamtrisiko an Krebs zu erkranken etwas erhöht, was allerdings auch mit der statistisch längeren Lebenszeit korreliert und zu erklären wäre. 
Auch das Hautkrebsrisiko stieg etwas an, wobei der "schwarze Hautkrebs" mit der Häufigkeit durchgemachter Sonnenbrände korreliert und Platten- und Basalzellkarzinome mit der gesamten lebenslangen Sonnenlichtdosis.
Die Aggressivität eines Melanoms scheint ebenfalls mit dem Vitamin D-Spiegel in Zusammenhang zu stehen. Bei Menschen mit besserer Vitamin D-Versorgung treten besonders aggressive Melanome seltener auf. 

Ob allerdings die niedrigere Sterblichkeit bei häufigerer Sonnenlichtexposition nur mit höheren Vitamin D-Spiegeln erklärt werden kann ist bisher völlig unklar, denn Sonnenlicht auf unserer Haut bewirkt weit mehr als eine Vitamin D-Produktion. Melanin, Melatonin, Endorphine und wahrscheinlich die Bildung noch vieler anderer Substanzen wird durch Sonnenlich auf unserer Haut ausgelöst.  Sonnenschutzmittel hemmen auf Grund der chemischen oder physikalischen UV-Abschirmung diese Reaktionen.

Ein erhöhtes Melanomrisiko ist nachgewiesen für Menschen mit sehr heller Haut, Sommersprossen und roten Haaren.  Allerdings kommt es bei diesen Menschen auf Grund der geringen Hautpigmentierung schon bei kurzer Sonnenlichteinwirkung zu biochemischen Reaktionen in der Haut wie Vitamin D-Bildung. Ein entsprechend kurzer Aufenthalt in der Sonne könnte bereits gesundheitlich positive Effekte haben. 

Menschen mit Melanomerkrankungen in der Familie sind statistisch gesehen gefährdeter und sollten sich bewusst moderat und nicht unkritisch dem Sonnenlicht aussetzen.

Lindqvist meldet in seinen Schlussfolgerungen Zweifel daran an, dass die international akzeptierten Sonnenschutz-Empfehlungen für Menschen in Ländern nördlicherer Breiten mit niedrigem UV-Index wie z.B. Schweden sinnvoll und berechtigt sind.

Fazit: Die Sonne ist der Ursprung allen Lebens auf der Erde. Sie ist keine Bedrohung, doch hat die Intensität der Strahlung zugenommen, und es ist wie überall:  "Die Dosis macht das Gift" (Paracelsus). Sonnenbrand ist unbedingt zu vermeiden!

Der nachweislich beste Sonnenschutz der Haut kommt übrigens aus unserer Nahrung: Es sind die Antioxidatien. Ein hoher Spiegel an Antioxidantien aus der Nahrung macht unserer Haut unverletzlicher und stabiler vor UV-Strahlung und anderen Umwelteinflüssen. Das Sonnenbrandrisiko sinkt, die Hautalterung wird verlangsamt und damit sehr wahrscheinlich auch das Hautkrebsrisiko gesenkt. Antioxidantien finden sich ausschließlich in pflanzlicher Nahrung.  Der Dermatologe und Physiologe Professor Jürgen Lademann von der Charité Berlin hielt zum Thema einen Vortrag auf dem VegMed-Kongress im April 2016 in Berlin. 

Ich werde in Kürze darüber berichten und wünsche euch allen einen erfüllenden, bereichernden und genussvollen Sommer (auf der Nordhalbkugel)

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Quelle: P. G. Lindqvist et al.:Avoidance of sun exposure is a risk factor for all-cause mortality: results from the Melanoma in Southern Sweden cohort.Journal of Internal Medicine,Volume 276, Issue 1, pages 77–86, July 2014


Foto: pixabay.com




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