Dienstag, 26. April 2016

Freispruch für die Sojabohne - Positiver Effekt auf die Brustgesundheit !

Prof. Mark Messina, University of Loma Linda (CA)
Wissenschaft & Forschung(13)

Berlin - Loma Linda. Nicht nur Freispruch für die Sojabohne lautet das abschließende Urteil von Krebsforscher und Ernährungswissenschafter Professor Mark Messina auf dem VegMed - Kongress 2016 in Berlin. Eine vollständige Rehabilitation von Soja mit dem Résumé: Soja ist nicht nur ungefährlich für die weibliche Brust, es hat sogar einen schützenden Effekt auf die weibliche Brustdrüse sowohl bei gesunden, als auch bei bereits an Brustkrebs erkrankten Frauen. 

Der regelmäßige Genuss von Sojaprodukten senkt signifikant das Brustkrebsrisiko. Bei Frauen, die bereits an Brustkrebs erkrankt sind, senkt regelmäßiger Sojakonsum die Zahl der Rezidive (Rückfallerkrankungen) um 25 % und die Sterblichkeit um 15 %. Dies gilt für Brustkrebserkrankungen vor und nach der Menopause. Frauen, die bereits in der Kindheit und Jugend täglich eine Portion von Soja zu sich genommen haben, hatten im Erwachsenenalter ein bis zu 30 % niedriges Brustkrebsrisiko.


Langjährige große Studien und Metaanalysen führten zu diesen Ergebnissen. Untermauert werden die Resultate von den neuesten Erkenntnissen der Rezeptorforschung und dem erweiterten Verständnis der Biochemie von Soja-Isoflavonen allen voran das Genestein. Diese sekundären Pflanzenstoffe, die in so hohen Konzentrationen nur in der Sojabohne vorkommen, werden bis heute auch als Phytoöstrogene bezeichnet. Zwar besteht eine strukturelle Ähnlichkeit mit den körpereigenen und synthetischen (z.B. Antibabypille) Östrogenen, doch unterscheiden sie sich grundlegend von diesen in der biochemischen Wirkung. Möglich wurde diese Erkenntnis durch die Entdeckung eines zweiten Östrogenrezeptors im Brustgewebe, der ER-beta. 

Bekannt war bisher, dass Östrogene am Östrogenrezeptor ER folgende Reaktionen auslösen: Anregung von Brustdrüsenwachstum, Anregung der Vaginalschleimhaut, Zunahme der Blutplättchenaggregation (Thromboserisiko), Abnahme von Hitzewallungen u.a.m..Daraus leitete man ab, dass von Phytoöstrogenen die gleiche Gefahr ausgehen müsste wie von körpereigenen und sythetischen Östrogenen.
Kapitolinische Venus

Die Forschung konnte inzwischen nachweisen, dass ein weiterer Östrogenrezeptor existiert und unterscheidet nun in Östrogenrezeptor-alpha und Östrogenrezeptor-beta. Alpha ist der bisher bereits bekannte Rezeptor mit der eben beschriebenen Reaktion auf Östrogen. Die Isoflavone des Soja binden sich aber nicht an den ER-alpha, sondern binden sich an den neu entdeckten ER-beta mit folgender Reaktion: Erhöhung des östrogenbindenden Globulins (antiöstrogene Wirkung), keine Gewebestimulation in Brustdrüse und Vagina, keine Erhöhung der Blutplättchenaggregation (Thromboserisiko), Abnahme von Hitzewallungen u.a.m.. 

Soja-Isoflavone wirken den Östrogenen u.a. im Bezug auf das Brustkrebsrisiko entgegen.
Wahrscheinlich gilt dies auch für gut- und bösartige Tumore von Vagina und Uterus sowie für das Thromboserisiko. Viele weitere gesundheitsförderlichen Effekte von Isoflavonen werden vermutet oder bereits beschrieben. Aus diesem Grund sollte die Bezeichnung Phytoöstrogene für Isoflavone nicht mehr Verwendung finden. Sie werden daher nun auch als "selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren" klassifiziert.

Dieser positive Sojaeffekt geht sowohl von unfermentierten Produkten (z.B. Tofu und Sojamilch), als auch von fermentierten Produkten aus (z.B. Miso und Tempeh).

Abschließend betont Messina, dass es natürlich weitere wichtige Faktoren zur Erhaltung der Brustgesundheit und zur Prognoseverbesserung bei Brustkrebs gibt. Diese sind Normalisierung des Körpergewichts, körperliche Aktivität, hoher Ballaststoffanteil in der Nahrung, Reduzierung von Nahrungsfett insbesondere von gesättigten Fetten, Reduzierung von Alkoholgenuss.

Auf die Publikumsfrage nach einer möglichen Feminisierung (körperliche Verweiblichung) von Jungen bzw. Männern antwortete Messina, dass es hierauf keinerlei gesicherte Hinweise gäbe. Die Beschreibung von lediglich zwei  Fällen unter nicht vollständig geklärten  Umständen halte sich beständig in der öffentlichen Diskussion.

Mein persönlicher Kommentar zum Thema: Ich halte es für unbedingt erforderlich, Sojaprodukte nur von absolut sicheren Bioherstellern zu kaufen, um den ökologischen und humanen Verbrechen in Verbindung mit der Sojaproduktion keinen Vorschub zu leisten und um die Aufnahme von krankmachenden Pflanzenschutzmitteln aus der Nahrung zu minimieren.  

Und dieser Artikel ist natürlich kein Aufruf dazu, seinen Proteinbedarf nun unkritisch und einseitig mit Soja zu decken. Die meiner Ansicht nach ernährungsphysiologisch wertvolleren Proteinquellen sind Hülsenfrüchte, Hanf, Süßlupine und Pseudogetreide.

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